Waehltverablog


„1 Million neue Jobs.“ Das grüne Sandfräulein erzählt (2)

Posted in Friedrichshain-Kreuzberg von waehltvera - 16. September 2009

Und noch einmal lachten wir hell auf, als wir den tiefsinnigen Werbespot der Partei Die Grünen ansahen: „1 Million neue Jobs“ verhieß der sympathische „Bismarck der Grünen“ Jürgen T. nebst seiner allzeit rührig bemühten, jugendlich wirkenden  Ko-Vorsitzenden Renate K. treuherzig. Schön wär’s.

Wie schaut’s bei uns im Wahlkreis 84 aus, wo die Grünen stärkste Partei sind?

Heute lesen wir in der Kreuzberg-Ausgabe der meistverbreiteten Wochenzeitung Berlins – na, kennt ihr sie -? Richtig, es ist die Berliner Woche:  „Noch mehr Stellen fallen weg. Einsparungen in der Bezirksbibliothek und in der Musikschule.

Seite 1, das ist der Aufmacher. Ein rot-grüner Knaller.

Na, wir meinen: Der Einsatz gegen die Atomkraft darf ruhig zu einem Wegfall der Stellen in der Friedrichshain-Kreuzberger Atomindustrie führen. Dagegen hätten wir nichts. Aber nein. Die Grünen (und die Roten) sparen ausgerechnet in den Bereichen Kultur und Bildung. Ein Jammer. Wenn diese Arbeitsplätze klimaschädlich wären, (more…)

Kiezduell in Fairness und Respekt

Posted in Friedrichshain-Kreuzberg von waehltvera - 16. September 2009

Das Kiezduell in Fairness Das vielbeschworene Kiezduell hat stattgefunden. Unser Bild zeigt die beiden fröhlichen Wettbewerber Vera Lengsfeld und Björn Böhning. Wie ging es aus? Wir dürfen so viel verraten: Es war von Fairness und Respekt geprägt! Genau im Sinne unserer Werte:

Freiheit, Fairness, Respekt.

War es von Gerechtigkeit geprägt? Genau hier kann man zeigen, was der Unterschied von Fairness und einer allzu streng verstandenen Gerechtigkeit ist. Denn als Frau gegen einen Mann zu spielen, der obendrein nach dem Foto zu urteilen jünger ist – das ist nicht „gerecht“. Man müsste als Frau eigentlich 5 Punkte Vorsprung kriegen. Für jedes Jahr Altersunterschied einen. Positive Diskriminierung nennt sich das.

Aber in einem Wettbewerb muss man vermeintliche Nachteile hinnehmen. Man muss sich anstrengen besser zu werden. Genau darum geht es. Und dass man sich danach die Hand reicht und gemeinsam lacht. Dieses Kiezduell ist in Fairness und Respekt, ja sogar in Freudlichkeit abgelaufen. Brava Vera, bravo Björn.

„Du bist verdächtig.“ Bezirksgrüne fordern mehr Bürgerüberwachung

Posted in Friedrichshain-Kreuzberg von waehltvera - 9. September 2009

30082009(006) Eine merkwürdige Wähleransprache bieten die Grünen auf einem Wahlplakat. In Anlehnung an das berühmte Plakat “Uncle Sam wants you!” drücken die Grünen uns Wählern ein “Du bist verdächtig!” auf die Augen.

Was mag wohl dahinter stecken? Am Beginn des neuen Schuljahres  mag folgender Hintergrund plausibel erscheinen: Jedes Jahr beginnt in den Berliner Innenstadtbezirken erneut der Tanz um die “Wunschschule”. Die deutschen Eltern unternehmen alles, nur damit ihr Sprössling nicht in eine Klasse mit türkischer oder arabischer Mehrheit kommt. Man gibt Unsummen an Benzin und Tinte aus, um die Ghettoschulen zu vermeiden. Alle Mittel werden genutzt. Beliebt ist die Scheinummeldung. Man meldet sich dort an, wo man größere Chancen hat, auf die Wunschschule zu kommen, wo dann möglichst die Deutschen unter sich sind. Dies alles in einem Bezirk, der zu 80% “links” oder “grün” wählt!

Das links-grüne Bezirksamt beginnt sich gegen diesen Betrug zu wehren. Kreuzberger Eltern haben mir berichtet, dass unser Bezirksamt mittlerweile hochnotpeinliche Fragen stellt. Alles muss vorgelegt werden: Mietvertrag, Zahlungsbelege, amtliche Anmeldung, Bankauszüge, ja selbst Grundbucheinträge. Die Obrigkeit des Bezirks lässt nicht mit sich Schlitten fahren. Der Kindesentzug durch die wohlmeinenden Eltern wird nicht so einfach hingenommen. Der Staat holt sich die Kinder zurück. (more…)

Frisch vom Friedhof der Weltgeschichte: Ströbeles Wimmelbild

Posted in Friedrichshain-Kreuzberg von waehltvera - 8. September 2009

26082009(010) „Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu  …“ Diese Zeilen eines national gesonnenen deutschen Burschenschaftsliedes aus dem Jahr 1814 kommen einem in den Sinn, wenn man durch die Bergmannstraße wandert. Neben uns die ehrwürdigen Mauern des Friedrichwerderschen Kirchhofes, des Jerusalemkirchhofes, des Dreifaltigkeitskirchhofes, des …  doch halt: Bunte, farbenprächtige Malerei bietet uns der Wahlkampf! Ein richtiges Wimmelbild, wie wir es aus den riesigen Bilderbüchern kennen, mit denen unsere Kinder in den Kitas Deutsch lernen! Was oder wen sehen wir da, in Treuen fest? Liebe Kinder, bitte schaut genau hin!

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Richtig! Das ist Ernesto „Che“ Guevara – eindeutig erkennbar! Und da ist auch der Schlacht- und Siegesruf, mit dem Ernesto „Che“ erfolglos versuchte, die marxistische Revolution in einige Länder Südamerikas und Afrikas zu exportieren. Auch bei uns in der früheren BRD und der früheren DDR hatte dieser überragende Führer in den 70er und 80er Jahren eine bedeutende Anhängerschaft. Darunter der Bundestagskandidat, für den dieses Plakat wirbt.

Wer ist Ernesto CHE Guevara?

Wie Friedrich Engels und Rosa Luxemburg entstammte Ernesto Guevara dem wohlhabenden Besitzbürgertum, ehe er sein Herz für die Arbeiterklasse entdeckte.  Noch heute wird er auf Kuba von den Schulkindern verehrt: „Wir wollen sein wie ER!“, so lautet die diktierte Losung. „Wir wollen sein wie ER“, so lautete auch in den dreißiger Jahren die Losung für Hunderttausende von Buben und Mädchen in der Sowjetunion und Deutschland. Wobei dieser ER wahlweise Adolf Hitler, Karl Liebknecht, Genosse Wladimir Iljitsch oder Väterchen Stalin sein konnte. Man lese doch nur die „Rote Fahne“, den kommunistischen „Kämpfer“ oder den „Völkischen Beobachter“ der 30er Jahre, die Grundschuldiktate jener Zeit nach! „Wir wollen sein wie er.“ In Treuen fest.

Warum rühmen wir „Che“ als Muster der Treue? Nun, er war nach seiner Bekehrung zum Marxismus zeit seines Lebens ein glühender Anhänger Lenins und Stalins. Wie seine verehrten Vorbilder war er nach der erfolgreichen Revolution auf Kuba im Jahr 1960 an der Errichtung von Arbeitslagern und Internierungslagern beteiligt. Wie seine Vorbilder Lenin und Stalin beteiligte er sich an Massenerschießungen, steckte Dissidenten und Homosexuelle ins Lager. (more…)

Platzputz am Forckenbeckplatz

Posted in Friedrichshain-Kreuzberg von waehltvera - 31. August 2009

von Ivonne Wehrl

Es war ein sonniger, aber nicht zu heißer Samstagnachmittag, als wir uns auf zum Forckenbeckplatz machten, um vor Ort unseren ersten „Generationentag“ zu verbringen.

Die Idee war es, zu einem generationenübergreifenden Treffen zusammen zu kommen, um einerseits gemeinsam etwas für alle Nutznießer des Parks zu machen (nämlich den Forcki nach Müll abzusuchen und diesen zu beseitigen), aber auch andererseits Gemeinschaft zu genießen und ein wenig vom Wahlkampf zu entspannen, indem wir anschließend bei Kuchen und Getränken im Park relaxen wollten.

Mein Plan wurde zwar ein wenig anders umgesetzt, denn die vielen Helfer im Team „Wählt Vera“ suchen einfach viel zu gerne den direkten Kontakt zu den Menschen vor Ort, als dass sie im Park „ruhen“ wollten. So dass schließlich die Junge Union-Mitglieder im Team die Grünanlage und den Spielplatz am Forckenbeckplatz von den zahlreichen Bierdeckeln, Zigaretten und Glasscherben befreiten und ein möglichst ungefährliches Spielen der Kinder ermöglichten. Während der Rest der Truppe sich mit Vera Lengsfeld und ihrem Hund Amy, den Fragen der Bürger stellte, die im und um den Forckenbeckplatzes unterwegs waren.

Nach der Arbeit

Nach der Arbeit

Der Nachmittag hat mir persönlich mal wieder gezeigt: Bürgerschaftliches Engagement lohnt sich – der Spielplatz am Forckenbeckplatz konnte von ziemlich viel Unrat befreit werden, der in Kindernähe absolut nichts zu suchen hat – und macht Spaß!

Wir werden so einen Platzputz weiterhin anbieten. Vielleicht traut sich in Zukunft auch der ein oder die andere Bürger, sich daran zu beteiligen (wir kündigen eine solche Aktion im Voraus per Flugblatt im Briefkasten der Nachbarschaft an). Denn nur ein sauberer Kiez ist für die Bürger, vor allem für die Kinder, ein lebenswerter Kiez.

Wenn Sie dazu beitragen wollen, kommen Sie und machen Sie mit – jede Hilfe wird gern gesehen! Entsprechende Ausrüstung und kalte Getränke werden auch beim nächsten Mal für Sie bereit liegen.

Denkpfade der Freiheit

Posted in Friedrichshain-Kreuzberg von waehltvera - 15. August 2009

15082009(014)Heute, am herrlich-durchsonnten August-Wochenende, möchten wir von waehltvera.de Ihnen einen guten Rat geben: Nehmen Sie sich ein paar Stunden frei. Nehmen Sie sich nichts vor. Seien Sie doch mal so frei sich auf nichts festzulegen.  Spazieren Sie locker durch die Straßen Friedrichshain-Kreuzbergs und Prenzlauer Bergs Ost, genießen und vergleichen Sie die tiefgründigen Plakate, fragen Sie Passanten, was sie davon halten! Kosten Sie bei einem Caffelatte, etwa in der Bergmannstraße, das unnachahmliche Flair unseres Szenebezirks aus, in dem Menschen aus 180 Ländern friedlich zusammenleben! Sprechen Sie die Menschen an, Frau und Mann, alt und jung, plaudern Sie über dies und das.

Friedrichshain-Kreuzberg hat mehr zu bieten als in der Zeitung steht!

Stecken Sie ein Buch ein, um darin zu lesen, während Sie auf Ihren Caffelatte oder ihre Latte macchiato warten. Welches? In jedem Fall würde es uns freuen, wenn Sie ab sofort die politisch-inhaltlichen Aussagen unseres Blogs und die drei Bücher unserer Kandidatin läsen. Vielleicht beginnend mit dem schönen Nachwort zur Neuauflage des Buches “Mein Weg zur Freiheit”. Wer keine Zeit hat, alle drei Bücher und die Dutzenden von Aufsätzen Vera Lengsfelds zu lesen, der sollte mit diesem Nachwort beginnen. Hat man dieses – wie wir finden – großartige Nachwort gelesen, so wird man die Politikerin Vera Lengsfeld zu verstehen beginnen. Wir zitieren:

„Freiheit bedeutet zwar Unsicherheit, aber vor allem Eigenverantwortung und Selbstbestimmung. Freiheit als Leitmotiv menschlichen Lebens garantiert keine sichere, schmerzfreie Entwicklung, im Gegenteil, Freiheit erfordert, Schmerz als Element des Lebens zu akzeptieren. Schmerzen erfordern, sich mit der Bedeutung ihrer Ursache auseinanderzusetzen. Nach lebensbedrohlichen Zuständen signalisiert die Rückkehr des Schmerzes die Rückkehr des Lebens.“

Schmerzen sind Anzeichen der Krise. Wer Schmerzen nur betäubt, statt sich ihnen zu stellen, wird weder die Krise überwinden noch auch seinen Pfad zur Freiheit finden.

Unser Bild zeigt eine sonnenbeschienene Straße mit grünen Bäumen, die Großbeerenstraße, die geradewegs zum Kreuzberg führt. Hinter uns befindet sich das Postbankgebäude, das zur unvergleichlichen, weithin sichtbaren Silhouette Kreuzbergs gehört.

Liebe Bloggerinnen und Blogger, wir wünschen Ihnen einen schönen, einen friedlichen Sonntag.

Brauhaus Südstern und East-Side-Gallery

Posted in Friedrichshain-Kreuzberg von waehltvera - 14. August 2009

Podium 13.08.2009

Neben dem Wirbel um unser Plakat liefen die ganz normalen Wahlkampftermine weiter. Am Mittwoch hatte ich einen sehr netten Termin mit dem Szeneblatt „Kiez und Kneipe“. Ein öffentliches Redaktionsgespräch im „Brauhaus Südstern“, das eigentlich auf Neuköllner Boden steht. Unter dem Publikum befand sich wohl kein einziger Anhänger der CDU, trotzdem war die Atmosphäre sehr entspannt, ja freundlich. Zur Sprache kamen querbeet alle wichtigen Politikbereiche, anschließend durfte das Publikum Fragen stellen. Der Wirt hatte die wichtigste:  „Die Kandidaten gleichen sich in ihren Aussagen. Wo soll ich da mein Kreuz machen?“  „Na, dort, wo Frau mehr zu bieten hat.“ Eine andere Antwort konnte ich ja nicht geben. Anschließend durfte ich mich von der ausgezeichneten Küche des Hauses überzeugen. Den Fischcurry muss man probiert haben. Auch wenn ich eher Rotwein als Bier trinke: an das Kirschbier des hauseigenen Brauers könnte ich mich gewöhnen. Und  der Biergarten hinter dem Haus, direkt an der Hasenheide ist genau das richtige für die Entspannung nach einem anstrengenden Tag.

Selbst mein Hund Amy war zum Schluss glücklich. Er durfte zum Abschluss auf den nahegelegenen Hundeauslaufplatz.

Gestern Abend nach einer Feier am Gedenkkreuz in der Klemkestraße, wo 1962 der 20-jährige Horst Frank erschossen wurde, eine Veranstaltung mit dem Verein der East-Side-Gallery.

Wir saßen auf der Terrasse des Pavillons der Rederei Riedel, direkt auf dem ehemaligen Todesstreifen. Am anderen Ufer sind im Laufe der Mauerjahre mehrere Kinder ertrunken, die beim Spielen in die Spree fielen und nicht gerettet werden konnten, weil der Fluß zur Gänze DDR-Territorium war. Die DDR-Grenzer schauten in jedem Fall tatenlos zu und bargen erst stunden später die Leichen. Nun sieht alles so friedlich aus im Licht der untergehenden Sonne, auf dem Grünstreifen der ehemals verbotenen Zone. Grenzgänger Ost und West war das Thema. Es diskutierten neben mir Joachim Jauer vom ZDF, Martin Gutzeit, der Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen, und die Künstlerin Birgit Kinder, die mit ihrem Bild vom Trabi, der die Mauer durchbricht, weltberühmt wurde. Der Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg war auch da. Er musste sich einiges anhören, z.B. warum auf keinen Fall noch weitere Segmente aus der Mauer gebrochen werden dürfen. Hier ist schließlich das längste noch erhaltenen Mauerstück der Stadt. Gleichzeitig ist es das größte antitotalitäre Kunstwerk der Welt. Eine Attraktion, nicht nur für die Berliner, sondern für alle Besucher unserer Stadt.

Vorwärts und alles schon vergessen!

Posted in Friedrichshain-Kreuzberg von waehltvera - 28. Juli 2009

Lausitzer_06-02-09_1524 Angst, Neid, Hass, extreme Ich-Schwäche, Mangel an Selbstbewusstsein – diese negativen Emotionen muss man auf dem Spielzettel halten, sonst versteht man die Politik nicht. Niemand kann leugnen, dass Angst, Neid und Hass  mächtige Antriebe hinter den totalitären Diktaturen des 20. Jahrhunderts waren.

Interessiert euch das Thema? Dann lest das Interview mit dem Gewerkschaftsboss Rainer Wendt in SPIEGEL online, indem ihr auf den Link klickt. Toll: Der Gewerkschafter denkt Gefühle wie Angst, Neid und Hass nicht als Gegensatz zur Politik, sondern als wichtige Triebfedern hinter politischer Gewalt. Politik hat ’ne ganze Menge mit Gefühlen zu tun.

Brandanschläge in Berlin: “Renaissance des linken Terrors” – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Panorama
SPIEGEL ONLINE: Vermuten Sie eine Ideologie hinter den Taten?

Wendt: Es ist eine Diktatur des Neides und der Versager. Die Szene sucht sich ein sozialromantisches Thema, hinter dem sie sich dann versteckt. In Berlin kämpfen die Chaoten angeblich gerade gegen die Modernisierung bestimmter Stadtteile und die daraufhin steigenden Mieten. In Wahrheit aber wollen sie den Staat und seine Organisationen attackieren, wo sie nur können.

Das Foto zeigt Vera Lengsfeld am Lausitzer Platz in Kreuzberg im Gespräch mit einem unbekannten Grünen. Juni 2009.  Unter dem aufgespannten Schutzschirm einer kleinen, unbequemen Oppositionspartei. Die harmlosen Flugblätter sprachen sich gegen das Abfackeln von Fahrzeugen aus. Inhalt: Bitte mehr tun gegen das sinnlose Verbrennen von Gegenständen. So eine CDU-Flugblattaktion in Friedrichshain-Kreuzberg solltet ihr mal inkognito selber mitmachen! Auch wenn ihr keine CDU-Sympathisanten seid. Das ersetzt ganze Soziologie-Oberseminare über “Das Freund-Feind-Denken bei Carl Schmitt” und ähnlich Erlaucht-Erlesenes. Da könnt ihr euren Carl Schmitt in die Ecke pfeffern. Oder besser verstehen. Allein die Kommentare dort – “was wollt ihr denn, das ist doch Sozialhygiene!” – sprachen Bände. Da braucht ihr keine Abhandlungen über Rassismus mehr zu lesen. Es gibt auch einen neuen Rassismus, der sich an Kleidung, Auto und Einkommen aufhängt. Vorwärts und alles schon vergessen!

An die Frühzeit des RAF-Terrors erinnere ich mich noch gut. (more…)

Ein Nachmittag in Kreuzberg mit Anette (1)

Posted in Friedrichshain-Kreuzberg von waehltvera - 19. Juni 2009

20062009(001) Anette lebt in Kreuzberg seit 1976, ich will es kennenlernen. Was liegt da näher als eine gemeinsame Fahrradtour? Heute soll es das idyllische Kreuzberg sein, wie es nicht der allgemeinen Vorstellung entspricht. Los geht’s in der Stresemannstraße, wo Anettes Mann ein wunderbares Gründerzeithaus restauriert hat. Im Garten des Hauses finden sich Eisenstrukturen aus der Markthalle, die der alte Friedrichstadtpalast früher war und die der Architekt beim Abriss noch zu DDR-Zeiten gerettet hat. Dabei musste er die Hilfe des Bereichs „Kommerzielle Koordinierung“ des SED-Devisenbeschaffers Alexander Schalck-Golodkowski in Anspruch nehmen. Was soll’s, auf diese Weise sind Zeugnisse der Berliner Baugeschichte nicht in der Schrottpresse gelandet. Einfacher war es mit den Trägerelementen des Anhalter Bahnhofs von nebenan, über den Mayer seine Doktorarbeit geschrieben hat. Anhalter-Mayer, wie der Architekt nach seiner erfolgreichen Promotion auch heißt, hatte mit denen weniger Schwierigkeiten, sie vor der Westschrottpresse zu retten. Oder wäre es gar dieselbe gewesen, weil Westberlin gern in der DDR verschrotten ließ? Wie dem auch sei, zwei schöne Stücke Bau-Kunst sind durch die Initiative eines Einzelnen erhalten geblieben.
Durch die Großbeerenstraße fahren wir durch das Viertel, in dem alle Straßen und Plätze an die Befreiungskriege erinnern, oder erinnert haben, denn der Belle-Alliance-Platz heißt heute Mehring-Platz, als würde es nicht genügen, eine Straße nach dem führenden Spartakisten, der mit dem Spartakus-Aufstand gegen die Demokratie Front machte, benannt zu haben. Schöne , meist gut restaurierte Gründerzeithäuser sehen wir im Vorbeifahren. In einem davon hat Dirk Schneider gewohnt, 68er Aktivist und ebenso aktiver Stasispitzel. Mir fällt wieder auf, wie sehr die Hasser des westlichen Systems seine Vorteile, schöne Wohnungen zu bieten, doch zu schätzen wussten.
Auf der Yorckstraße erläutert mir Anette die Grundrisse der Stadt, wie wir sie von Lenné und Hobrecht zu verdanken haben. Die beiden Genies haben dafür gesorgt, dass Berlin eine grüne, gut belüftete und damit gesunde Großstadt wurde. Bei der Planung wurden systematisch Grünpfeile vorgesehen, die sich verjüngend bis ins Zentrum vorstoßen. Später sind einige dieser Grünzüge von weniger talentierten Stadtplanern zugebaut worden, aber das Meiste ist noch vorhanden. Auch die großzügigen Sichtachsen, die mir nie bewusst geworden sind, als ich noch hinter der Mauer saß. Der „Generalszug“, benannt nach den Befreiungskriegsgenerälen Yorck und Gneisenau, ist eine davon. Die Straßen sind von vornherein mit breiten Grünstreifen in der Mitte angelegt worden.
Anettes Idee ist, auf dem Generalszug ein grünes Band durch Berlin zu legen, von der Hasenheide bis zum Victoriapark. Eine breite Fußgänger- und Fahrradzone. Für den Autoverkehr gäbe es andere Ost-West-Straßen.

20062009(003)

Wir erweisen am Rathaus Kreuzberg, einem scheußlichen Bau aus den Siebzigern, dem Bürgermeister Herz die Ehre, der als jüdischer Bürgermeister am 10. März 1933 von der SA aus dem Amt gejagt und öffentlich misshandelt wurde. Wir werfen noch einen Blick in die wunderschöne , ruhige Hornstraße, bevor wir zu Riehmers Hofgarten hinüberfahren. Beim anschließenden Besuch im Antiquariat in der Hagelberger Straße, das wir vor allem betreten haben, weil ich die Einbauten des ehemaligen Kolonialwarenladens bewundern wollte, erfahren wir, dass bis zu seinem Tode Jurek Becker um die Ecke gewohnt hat.

20062009(005)

Seine Wohnung verfügte über eine wundervolle, extra eingefügte Bibliothek, die der Hausbesitzer dem Antiquariat zum Ausbau angeboten hat. Sie haben abgelehnt, weil die Bibliothek für den Raum entworfen war, in dem sie sich befand. Wir können nur hoffen, dass die Wohnungsnachfolger den vorgefundenen Schatz zu würdigen wussten. Im Antiquariat wurde gerade der Nachlass von Rosa von Praunheim Angeboten, u.a. jede Menge Biografien. Ich nehme Walter Laqueurs Stalin-Buch mit, das sich noch in seiner Schutzfolie befand, von Praunheim also definitiv nicht zur Kenntnis genommen wurde und die Biografie von Angelica Domröse, die einige Benutzerspuren aufweist.
Dann geht’s zum Victoriapark, dem vorläufigen Höhepunkt unserer Tour. Im Spätnachmittagslicht tummelt sich Kind und Kegel auf den Wiesen. Wir schieben unsere Räder bis ganz nach oben, wegen des tollen Ausblicks, bis zum Gendarmenmarkt.

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Natürlich bewundern wir den Weinberg und zollen der Investition Respekt, die den alten Industriestrukturen ein neues Leben eingehaucht hat. Noch mehr hätte uns gefreut, wenn die modernen Ergänzungsbauten nicht gar so einfallslos daherkämen.
Ich freue mich darauf, demnächst mit den Machern von „Unterwelten“ die unterirdischen Etagen kennenlernen zu können.

Erstklassige Klassik in der Fanny-Hensel-Schule

Posted in Friedrichshain-Kreuzberg von waehltvera - 14. Juni 2009

DSC_8184 Hand aufs Herz, liebe rot-rot-grünen Eltern. Würden Sie Ihre Kinder in die Fanny-Hensel- Schule schicken? Wahrscheinlich nicht, denn dank der verheerenden rot-roten Schulpolitik ist diese Kreuzberger Schule inzwischen als „Sozialghetto-Schule“ und Brutstätte der Kriminalität verschrien. Die lieben Deutschen ziehen es vor, den Folgen ihrer Politik bzw. ihrer Gleichgültigkeit gegenüber der Schulpolitik des Senats auszuweichen. Wer kann, schickt seine Kinder in „gute“ Schulen, die immer öfter außerhalb Kreuzbergs liegen. Wer das nicht kann oder nicht will, dem bleibt nur Hilfe zur Selbsthilfe. So wie Irina Potapenko, Altistin und Mutter von Wanja, einem siebenjährigen Fanny-Hensel-Schüler. Frau Potapenko ergriff eine einmalige Initiative. Sie wollte den Schülern klassische Musik nahebringen. Schließlich ist die Namenspatronin der Schule die Schwester von Felix Mendelssohn Bartholdy, die selbst eine so begnadete Pianistin war, dass Goethe, der sie anlässlich eines Besuches in Berlin spielen hörte, sie mit den Worten adelte: „Sie spielt wie ein Mann.“ Anders als ihr Bruder Felix durfte Fanny ihr musikalisches Talent nicht zum Beruf machen. Aber sie organisierte die legendären „Sonntagsmusiken“ der Familie Mendelssohn, in deren Tradition das diesjährige Konzert in der Fanny-Hensel-Schule durchaus zu sehen ist. Jedenfalls, was die Qualität der Darbietung und die Hingabe des Publikums angeht.

Neben Irina Potrapenko, Alt, traten Angela Billington, Sopran, Natalia Christoph, Klavier, und Johannes Hampel, Geige, auf. Letzterer führte mit allerlei Anekdoten und Betrachtungen gleichzeitig durch das Programm. Als das Publikum, Schüler der Grundschule, ihre Lehrer und ich den Saal betraten, waren alle sehr gespannt, wie das Experiment ausgehen würde. Wie würden die Kinder auf Klassik pur reagieren? Interessiert sie das im Geringsten? Schon bei den einleitenden Worten der Direktorin, die ab und zu ein paar Fragen nach Mozart, Mendelssohn oder das eine oder andere Musikstück einfließen ließ, wurde mir klar, dass die Schule ihrer Namenspatronin zu Ehren viel Wert auf musische Bildung legt. Die Kinder kannten die Zauberflöte und wussten über die Mendelssohns bescheid.

Als ihr Mitschüler Ivan, von seiner Mutter auf dem Klavier begleitet, mit einem Stück von Schumann auf der Geige das Konzert eröffnete, hatte er die volle Aufmerksamkeit des Auditoriums. Das blieb so während der weiteren Darbietungen, Duetten, Stücken für Klavier und Geige. Als die Pianistin mit ihren flinken Zauberfingern das Rondo capriccioso Mendelssohns in die Tasten hämmerte, waren die neben mir sitzenden Jungen so fasziniert, dass sie mit ihren Fingern unwillkürlich das Fingerspiel der Frau am Klavier nachahmten. Wer in die andächtigen Gesichter der Kinder geblickt hat wie ich, weiß, dass der Erfolg nicht schöner sein konnte. Gleichzeitig wurde mir wieder einmal vor Augen geführt, welcher Schatz uns mit diesen Kindern zugewachsen ist. Wenn es uns gelänge, Zuwanderung vor allem als Gewinn zu betrachten, wären die damit verbundenen Probleme leichter zu lösen. Die Darbietenden waren bis auf Johannes Hampel übrigens alle Ausländer, mit oder ohne deutschen Pass, wie auch ihr Publikum. Viele Kinder sprachen ein Deutsch, das man in manchen deutschen Familien nicht mehr hört. Zu verdanken ist das dem Engagement ihrer Lehrer, die auch unter ungünstigen Umständen hervorragende Arbeit leisten. Danke an Irina Potapenko, Johannes Hampel und an alle Mitwirkenden für eine wunderbare Stunde!

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