Waehltverablog


Ein Besuch der Ausstellung „Jugendwiderstand in der DDR“ in der Galiläa-Kirche

Posted in 1 von waehltvera - 28. März 2009

„Wir lassen uns nicht nehmen, was uns sowieso nicht gehört“

Zu DDR-Zeiten gehörte der Stadtbezirk Friedrichshain zu den widerständigsten Bezirken des Landes. Hier wurden die ersten Friedenskreise gegründet, hier fanden die legendären Bluesmessen statt, hier gab es 1987 den „Kirchentag von Unten“, aus dem die Kirche von Unten, eine der bedeutensten Widerstandsgruppen der späten 80er Jahre hervorging. Hier trafen sich die Punks, hier fand die oppositionelle Jugend in der Kirche Schutz vor Verfolgung. Grund genug, mit einer Ausstellung an die Jugendopposition in der DDR von 1968 bis 1989 zu erinnern. Der Ausstellung sieht man an , dass die Macher über wenig finanzielle Mittel, aber über um so mehr Initiative und Enthusiasmus verfügten. Gerade weil sie äußerlich den Ausstellungen ähnelt, die in den 80er Jahren in den Kirchen der DDR zu sehen waren, ist sie so authentisch. Sie wirkt unmittelbar, ohne die Vermittlung der heute so beliebten Ausstellungspädagogik. Trotz der kargen Mittel gibt die Schau einen guten Überblick über die Geschichte der Jugendopposition, beginnend mit dem Jahr 1968, dem „internationalen Jahr des geteilten Protestes“ bis zum Fall der Mauer. Für mich ist es auch Konfrontation mit meiner eigenen Geschichte. Eine Tafel erinnert an den „Kirchentag von Unten“1987, auf dem ich seinerzeit die Eröffnungsrede gehalten habe. Die Kirchenleitung hatte damals um des faulen Friedens mit dem Staat willen, den Oppositionsgruppen untersagt, mit eigenen Ständen auf dem offiziellen Kirchentag in Erscheinung zu treten. Wir reagierten mit der Ankündigung , einen Kirchentag von Unten zu organisieren, was wir auch taten. Am Ende wurde uns eine Kirche zur Verfügung gestellt, die aber schon am ersten Tag nicht mehr ausreichte, alle Besucher zu fassen. Also wurde uns als zweite Kirche die Galiläa-Kirche zugewiesen, damit wir einen Teil der Veranstaltungen dorthin auslagern konnten. Am Ende des Kirchentages hielt ich die Abschlussrede mit der Aufforderung, eine Kirche von Unten zu bilden. So geschah es auch. Am Anfang war ich noch dabei, dann nicht mehr, weil ich nach meiner Verhaftung im Januar 1988 direkt aus dem Stasigefängnis in den Westen abgeschoben wurde.
Neben den klassischen Oppositionstätigkeiten vermittelt die Ausstellung einen Eindruck vom sonstigen Jugendleben in der DDR: Erziehung mit „Zuckerbrot und Peitsche“, Wehrdienstverweigerung und seine Folgen, Jugendwerkhöfe und Wohnungsbesetzungen in einer Situation gesellschaftlichen Wohnungsmangels.
Der Initiator der Ausstellung, Lorenz Postler, und die Ausstellungsmacher planen, die Galiläa-Kirche zu einem Ort zu machen, „an dem an die Tradition des Jugendwiderstandes und der Jugendopposition in der DDR dauerhaft dokumentiert wird“ Was könnte passender sein: zu DDR-Zeiten war die Kirche oft die letzte Zuflucht für verfolgte Jugendliche. Jetzt wird sie zum Schutzraum vor dem Vergessen. Jugendliche sollen die Möglichkeit haben, sich an Hand der DDR-Geschichte mit ihren heutigen politischen Erfahrungen, Wünschen und Ansprüchen auseinanderzusetzen. Und lernen, dass Demokratie immer wieder verteidigt werden muss.

Teure Symbolpolitik und billige Tricks

Posted in 1 von waehltvera - 28. März 2009

Die Direktkandidatin für den Bundestagswahlkreis 084 Friedrichshain-Kreuzberg/PrenzlauerBerg Ost, Vera Lengsfeld, erklärt:

Der grüne Bürgermeister hat es bei der letzten BVV- Sitzung versprochen und seine Behörde schreitet zur Tat: sie lässt die Möglichkeit einer Normenkontrollklage gegen den geplanten Ausbau der A100 prüfen. Nicht alle Faktoren, die für den Bau relevant sein könnten, seien hinreichend geprüft worden. Das beträfe besonders die Lärm-, und Staubbelästigung. Nun weiß zwar jeder, dass Lärm und Staub besonders dort verstärkt auftreten, wo an jeder Ampel Halt gemacht und wieder angefahren werden muss, was ja auf der Autobahn nicht der Fall ist. Wo sie durch einen Tunnel geführt wird, ist sogar mit erheblicher Reduzierung aller unerfreulichen Nebenfolgen des Autoverkehrs zu rechnen. Aber hier geht es nicht um Argumente, sondern um Symbolpolitik. Dem eigenen Klientel soll mit diesem billigen Trick demonstriert werden, dass die alten Ideale einer Verkehrsreduzierung gelten, auch wenn die praktische Politik ganz anders aussieht. Die SPD macht sich bundesweit für die Abwrackprämie stark, die bewirkt, dass mit Steuergeldern die Überproduktion der Autoindustrie noch ein paar Monate aufrecht erhalten werden kann, koste es, was es wolle. Die Grünen unterlassen es aus Opportunismus, dem scheinbaren Erfolgsmodell Abwrackprämie ihre klimapolitischen Ziele entgegenzuhalten. Dafür wird ein Kampf gegen die Autobahn inszeniert, von dem alle Beteiligten wissen, dass er ein Scheingefecht ist. Die anderen betroffenen Bezirke sind einschließlich ihrer Grünen dafür. Also wird der Ausbau kommen. Er wird nur länger dauern und teurer werden, für Friedrichshain- Kreuzberg und für die ganze Stadt. Verantwortliche Politik sieht anders aus.

Bericht über die Schulsituation

Posted in Friedrichshain-Kreuzberg von waehltvera - 25. März 2009

Drohende Schliessung der Carl – Friedrich – Zelter Oberschule

Am Montag, den 16. 03. 2009 diskutierte die CDU Fraktion in der BVV Friedrichshain – Kreuzberg über die drohende Schliessung der Zelter Oberschule. Als Gast waren Frau Lengsfeld und Herr Schmied anwesend.

Durch die Neustrukturierung der Schulen durch Schulsenator Herrn Zöllner, wurde viel Wirbel und Unruhe in den Bezirk aufgegebracht. Durch Zusammenlegung der Haupt.- Real.- und Gesamtschulen zu sogenannten Sekundärschulen droht in Kreuzberg die Schliessung der Carl – Friedrich – Zelter Oberschule.

In der gegenwärtigen Situation, im Bezirk, wandern etwa 40% der gut qualifizierten
6. Klässler aus der Grundschule ab. Durch die indiskutable und verfehlte Schulpolitik seitens des Senats, können beispielsweise nicht alle freien Lehrer/ innenstellen besetzt werden, es gibt keine schlüssigen Programme für die hohe Anzahl von Migrationskindern und es werden immer wieder neue Schulversuche auf Kosten der Schüler/ innen unternommen.

Was kann man dagegen tun?

1. Die Schulen müssen verstärkt ein pädagogisches Profilbild für ihre Schule entwickeln. Sie müssen klar machen, dass durch eine Vielzahl von Schularten eine Vielfalt erreicht wird, durch das sich kleine Schulen mit geringer Klassenzahl und Schülerzahl realisieren lassen.

2. Der Bezirk muss ein Konzept entwickeln, um die starke Abwanderung von Schülern/ innen aus dem Bezirk zu stoppen. Die Schulen im Bezirk Friedrichshain – Kreuzberg, insbesondere im Ortsteil Kreuzberg müssen gerade für Leistungsbereite Schüler/ innen attraktiv gemacht werden. Auch sollte der Versuch unternommen werden über Fördergymnasien und Gelenkklassen ernsthaft nachzudenken.

Die CDU wird sich beim nächsten Komunalpolitischen Stammtisch, am 06. 04. 2009 um 19:00 Uhr im Rathaus Kreuzberg Raum 1063, ernsthaft mit Schulproblematik in Berlin beschäftigen, zu der ich sie herzlich einlade.

Stoppt Tokat

Posted in Allgemein von waehltvera - 13. März 2009

Kreuzberg ist in vieler Hinsicht Spitze, leider auch in der Kriminalstatistik. So kommen in Kreuzberg, im Gebiet SO 36, auf 88 000 Einwohner 32 000 Fahrzeugeinsätze, 15 000 Straftaten und 350 Raubtaten. In einer vergleichbar großen Stadt wie Jena sind es lediglich 40 solcher Raubdelikte pro Jahr. Viele Opfer sind Kinder und Jugendliche. Aber auch viele der Täter. Die Initiative „Stopp Tokat“, zu der neben Polizeibeamten auch Schulen, Museen, Vereine und Unternehmen gehören, hat es sich zur Aufgabe gemacht, über Gewalttaten aufzuklären. Was in der Jugendsprache so harmlos als „Abziehen“ bezeichnet wird, ist in Wahrheit Raub. Raub wird mit einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr bestraft. Schüler sollen nach dem Willen der Initiative befähigt werden, mit brenzligen Situationen richtig umzugehen. Dazu gehört, nicht den Helden zu spielen, sich nicht in Gefahr zu bringen, sich aber möglichst viele Einzelheiten des Gesichtes des Täters zu merken und ihn bei der Polizei anzuzeigen. Gary Menzel, Leiter des Kreuzberger Polizeiabschnitts Nr. 5 und Polizist aus Leidenschaft, ist der Spiritus rector der Initiative. Ihm ist es zu verdanken, dass die Flyer nicht behäbig mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommen, sondern witzig. „Mich kannst Du abziehen- ganz ohne Gewalt“, steht auf einem der Flyer, der in Form eines Klinkenschildes gestaltet wurde. Na dann, wir wünschen möglichst viele gewaltfreie Abzüge!

Müntefering redet sich die Linke regierungsfähig

Posted in 1 von waehltvera - 12. März 2009

Der Bundestagswahlkampf wirft seine langen Schatten voraus. Der SPD-Chef hält vorsorglich nach neuen Koalitionspartnern Ausschau, um die ungeliebte Große Koalition auflösen zu können. Da die FDP sich ziert, bleibt neben den Grünen nur die Linke. Deren Herkunft ist aber immer noch ein Makel Also lies Müntefering die Öffentlichkeit wissen, die DDR sei zwar ein Unrechtsstaat gewesen, aber man solle die Linkspartei nicht mehr daran messen. Wen bitte dann? Die DDR war doch wohl kein Projekt von Außerirdischen, sondern das der SED, die in der vier Mal umbenannten Linkspartei fortexistiert. Wenn man die Vergangenheit der Linkspartei als Verantwortliche für das SED-Regime vergessen soll, gibt es keinen Grund mehr, warum die Partei nicht im Bund koalitionsfähig sein sollte. Münteferings Beteuerungen, keine Koalitionen mit der Linken im Bund eingehen zu wollen, sind daher unglaubwürdig.
Ganz seltsam wird Münteferings Argumentation, wenn er fordert, „Mitglieder der Linkspartei nicht für die nächsten zweihundert Jahre zu exkommunizieren“. Dies stünde in einem Missverhältnis dazu, wie es nach 1945 in Westdeutschland gewesen sei, als etliche Politiker mit Nazi-Vergangenheit führende Positionen inne hatten“ Abgesehen davon, das die SPD bereits 1994, nur vier Jahre nach den schmählichen Ende der DDR, die SED-PDS wieder hoffähig gemacht hat, als sie ihr einen Platz am Katzentisch der Sachsen- Anhaltinischen Regierung unter Höppner einräumte und Politiker mit unklaren Stasiverstrickungen wie Manfred Stolpe zum Ministerpräsidenten und Bundesminister beförderte, ist der Vergleich gruselig. Denn im Gegensatz zur SED wurde die NSDAP, wenn auch nicht von den Deutschen, sondern vom alliierten Kontrollrat, verboten. Ihre Nachfolgepartei verschwand nach zwei Legislaturperioden aus dem Bundestag. Die SED sitzt mit anderem Namen in mehreren Länderregierungen,sowie im Bundestag und will nach wie vor den „Systemwechsel“.
Müntefering ist dabei, aus reinem Machtkalkül seine Partei tiefer in die Krise zu treiben. Denn anders als die Politiker leiden die Wahlbürger nicht unter Gedächtnisschwund .Ausgerechnet im 20. Jahr nach dem Mauerfall werden sie nicht vergessen, wer für Mauer und Schießbefehl verantwortlich war. Vor diesem Hintergrund wirkt der Slogan der SPD „Wir machen’s“ wie eine Drohung gegen sich selbst. Leider übt sich auch die CDU-Spitze im Weichspülen. Generalsekretär Pofalla hat die Wahlkämpfer der CDU ausdrücklich aufgefordert, die Linke nicht als Partei des Mauerbaus zu thematisieren, sondern lediglich auf die Unfinanzierbarkeit linker Forderungen hinzuweisen. Er will so das bürgerliche Klientel der SPD gewinnen. Das wird aber eher zu hause bleiben, als einen sozialdemokratischen Linke- Förderer durch einen christdemokratischen Weichspüler zu ersetzen.

Heute vor zwanzig Jahren

Posted in 1 von waehltvera - 11. März 2009

nutzte der Schriftsteller Günter Grass auf einer Lesung aus Salman Rushdies Roman „Die Satanischen Verse“ in Kreuzberg die Gelegenheit, um seinen Austritt aus der Akademie der Künste zu verkünden. Grass war zwischen 1983 und 1985 selbst Präsident der Akademie. Jetzt verließ er sie im Zorn, weil sie ihre Räume nicht für eine Solidaritätsveranstaltung mit Rushdie zur Verfügung gestellt hatte. Salman Rushdie war kurz zuvor von Ayatollah Khomeini, dem damaligen geistlichen Führer des Iran wegen angeblicher „Gotteslästerung“ in seinen „Satanischen Versen“ zum Tode verurteilt worden. Gleichzeitig wurde ein Kopfgeld zur Belohnung für den Mörder festgesetzt. Günter Grass erinnerte daran, dass die Akademie während des Nationalsozialismus schon einmal politischem Druck gewichen sei. „Indem sie ihre Räume verweigerte, gibt sie dem terroristischen Druck nach“
Die Kreuzberger Lesung aus Rushdies Texten fand unter starkem Polizeischutz statt. Jeder der knapp 1000 Besucher wurde auf Waffen kontrolliert. Neben Grass las Anna Jonas.
Gegen Ende der Veranstaltung liefen etwa zwanzig Iraner durch den Saal und riefen; „ Tod dem Rushdie“ Dagegen hat die Islamische Förderation Berlin in einem Flugblatt erklärt: „Wir Muslime sind gegen Mord und gegen die Aussetzung eines Kopfgeldes, weil beides mit dem Islam unvereinbar ist.“
Ungeachtet dessen, ist dieses Todesurteil bis heute nicht aufgehoben

Die doppelte Martha, oder: Dem Himmel ein Stück näher

Posted in Friedrichshain-Kreuzberg von waehltvera - 2. März 2009

Ein Besuch bei der Martha-Gemeinde

In der Glogauer Straße gibt es viel zu entdecken.

Manches davon auf den Hinterhöfen. Zum Beispiel eine horizontal geteilte Kirche. Das in zwei Bauabschnitten von 1902-1904 und 1909-1911errichtete Gotteshaus, das Kaiser Wilhelm seiner Frau gewidmet haben soll, ist heute ein Baudenkmal. Die Teilung der Kirche fand in den siebziger Jahren statt. Der sakrale Teil befindet sich unter dem Dachgewölbe – dem Himmel ein Stück näher.

Auf ebener Erde hat eine Jugendbegegnungsstätte ihr vielfältiges Leben entfaltet. Das ist so interessant, dass es weit über Kreuzberg hinaus Attraktivität ausstrahlt. Ein Jugendlicher scheut den Weg von Pankow, Blankenburger Straße nicht, um hier sein zu können. Gibt es in Pankow nichts Vergleichbares? Nein, ist die kurze Antwort. Im weiteren Gespräch mit Robert wird klar, dass man Kreuzberger aus Leidenschaft werden kann. Wir werden von Tanja, der Seele des Ganzen, herumgeführt. Einige Jugendliche spielen Tischtennis, andere Billard, eine Band probt gerade im gut schallisolierten Proberaum. Es gibt ein Zimmer, in das sich die Mädchen zurückziehen können.

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Einmal in der Woche ruht der übliche Betrieb und es wird Kunst gemacht. Ein paar eindrucksvolle Ergebnisse sind ausgestellt. Im Keller befindet sich noch eine Fahrradwerkstatt, wo aus zwei oder drei alten Mühlen ein neues Fahrrad gebaut wird. Eigentlich ist die Einrichtung für ältere Jugendliche gedacht, aber wenn ein Zwölfjähriger keine andere Möglichkeit hat, ist auch er willkommen. Wir sind nicht angekündigt. Als gefragt wird, ob die Jugendlichen mit uns Politikern sprechen wollen, finden sich doch etliche ein. Zwar sagen nicht alle etwas, sie hören aber genau zu. Und sie wissen, was sie wollen. Zum Beispiel, dass der Sportplatz auf der anderen Straßenseite, der nach einer Anwohnerbeschwerde wegen angeblicher Lärmbelästigung geschlossen wurde, wieder zur Verfügung steht. Wir schließen gleich eine Ortsbesichtigung an und Götz Müller verspricht, sich in der BVV darum zu kümmern.

Außerdem werden die Zustände im Görlitzer Park angesprochen. Warum ist er so vermüllt? An jeder Ecke wird gedealt, man kann nicht durch den Park gehen, ohne von den Drogenhändlern angesprochen zu werden. An schönen Tagen hält sich niemand daran, dass nur an bestimmten Plätzen gegrillt werden darf. Warum wird da nicht härter durchgegriffen? Die Polizei müsste das doch auch bemerken? Eine gute Frage, der wir nachgehen werden.

Zum Schluss lassen sich die Jugendlichen sogar mit uns fotografieren.

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Als wir uns verabschieden, wird Götz Müller von Tanja umarmt, als anerkannter Freund des Hauses. Auf Wiedersehen, bis zum nächsten Mal!