Waehltverablog


„Du bist verdächtig.“ Bezirksgrüne fordern mehr Bürgerüberwachung

Posted in Friedrichshain-Kreuzberg von waehltvera - 9. September 2009

30082009(006) Eine merkwürdige Wähleransprache bieten die Grünen auf einem Wahlplakat. In Anlehnung an das berühmte Plakat “Uncle Sam wants you!” drücken die Grünen uns Wählern ein “Du bist verdächtig!” auf die Augen.

Was mag wohl dahinter stecken? Am Beginn des neuen Schuljahres  mag folgender Hintergrund plausibel erscheinen: Jedes Jahr beginnt in den Berliner Innenstadtbezirken erneut der Tanz um die “Wunschschule”. Die deutschen Eltern unternehmen alles, nur damit ihr Sprössling nicht in eine Klasse mit türkischer oder arabischer Mehrheit kommt. Man gibt Unsummen an Benzin und Tinte aus, um die Ghettoschulen zu vermeiden. Alle Mittel werden genutzt. Beliebt ist die Scheinummeldung. Man meldet sich dort an, wo man größere Chancen hat, auf die Wunschschule zu kommen, wo dann möglichst die Deutschen unter sich sind. Dies alles in einem Bezirk, der zu 80% “links” oder “grün” wählt!

Das links-grüne Bezirksamt beginnt sich gegen diesen Betrug zu wehren. Kreuzberger Eltern haben mir berichtet, dass unser Bezirksamt mittlerweile hochnotpeinliche Fragen stellt. Alles muss vorgelegt werden: Mietvertrag, Zahlungsbelege, amtliche Anmeldung, Bankauszüge, ja selbst Grundbucheinträge. Die Obrigkeit des Bezirks lässt nicht mit sich Schlitten fahren. Der Kindesentzug durch die wohlmeinenden Eltern wird nicht so einfach hingenommen. Der Staat holt sich die Kinder zurück.

So mag denn die Vorliebe der Grünen für den Slogan “Du bist verdächtig” ihren Sinn haben: Wenn die Bürger nicht mitspielen, wenn sie dem Staat die Wahrheit verheimlichen, dann entsteht ein Klima der allgemeinen Verdächtigung. Die Bürger in unserem Stadtteil, diese braven taz-Leser, haben – angestiftet durch den ehemaligen taz-Redakteur Max Thomas Mehr und andere – kein Vertrauen zur staatlichen Schule – und der Staat, vertreten durch das linksgrüne Bezirksamt, hegt einen allgemeinen Verdacht gegen die Eltern. Das von den Grünen dominierte Bezirksamt sucht größtmögliche Aufklärung. Es fordert und fördert die gläsernen Eltern. Es sammelt offenbar die Daten und wertet sie aus. Alles muss auf den Tisch. Vielleicht machen die Grünen deshalb Werbung für den Innenminister?

Ich meine: Falsche Angaben gegenüber den Behörden sind kein Kavaliersdelikt.  Wer hier in Kreuzberg wohnt, der sollte seine Kinder auch hier in die Grundschule schicken. Sonst entsolidarisiert sich die Gesellschaft – getreu dem Spruch unseres Bürgermeisters Wowereit: “Ich würde meine Kinder auch nicht nach Kreuzberg in die Schule schicken.”

Ich habe diese Frage “Würden Sie Ihre Kinder in eine staatliche Kreuzberger Grundschule schicken?” dem Bundestagskandidaten Björn Böhning am 22.08.2009 in seinem Blog vorgelegt.  Denn er war derjenige, der sich eindeutig gegen die weitere Desintegration in unserer Gesellschaft aussprach. Löblich! Dann sollten wir Eltern damit anfangen, so meine ich. Wird der Kandidat  Böhning sich gegen die links-grüne Elternmehrheit in unserem Bezirk, wird er sich gegen den Bürgermeister Klaus Wowereit aussprechen? Werden die Grünen sich gegen ihren Bürgermeister Franz Schulz aussprechen, der sein Kind ebenfalls nicht in die öffentlichen Grundschulen des von ihm regierten Bezirks geschickt hat?

Ströbele hat sich bereits festgelegt: Er ist für die evangelische Privatschule am Marheinekeplatz. Denn die Eltern, die ihre Kinder dorthin schicken werden, das sind seine Wähler. Besitz- und Bildungsbürgertum vom allerfeinsten wie der Kandidat auch. Gegen die Schmuddelkinder, die Türken, die Araber, ist jedes Mittel recht. Auch eine evangelische Privatschule.

Wird Björn Böhning  sagen: “Eltern, schickt eure Kinder in die Schule, der ihr zugewiesen seid?” Ich würde mich freuen! Er vertraut doch den staatlichen Rettungskräften.

Mal sehen, wie er darauf antwortet.

Beitrag von Johannes Hampel

13 Antworten to '„Du bist verdächtig.“ Bezirksgrüne fordern mehr Bürgerüberwachung'

Subscribe to comments with RSS oder TrackBack to '„Du bist verdächtig.“ Bezirksgrüne fordern mehr Bürgerüberwachung'.

  1. Lupo said,

    „Ströbele hat sich bereits festgelegt: Er ist für die evangelische Privatschule am Marheinekeplatz“.
    Falls diese in wahrscheinlich nicht allzuferner Zukunft wegen Überbelegung keine Kinder mehr aufnehmen kann kann er ja seiner Klientel die Anmeldung ihrer Kinder in seiner noblen Westendvilla ermöglichen. Dann würden die Kinder in angemessener Umgebung aufwachsen und die Eltern müßten Scherereien mit dem lästigen Bezirksamt mit ziemlicher Sicherheit auch nicht mehr fürchten. Man kennt sich ja schließlich und gegen den Kaiser von Kreuzberg wird kein Aufbegehren geduldet. Venceremos!

  2. x-berg said,

    Na prima, Heuchelei.
    Gleich und gleicher

  3. verdächtiger0815 said,

    ok, eins ist klar, dass der Autor die Intention des Plakates nicht verstanden hat.

    Es geht weder um die Schule in Eurem Bezirk, noch um die „Verdächtigungen“ seitens der Schulbehörden.

    Es geht um die immer stärkere Überwachung der Bürger im Allgemeine, sei es Vorratsdatenspeicherung oder elektronische Krankenversicherungskarte.

    In gewissen kreisen wird dies auch gerne mit dem satz „in deutschland leben 82 Millionen Terroristen“ karikiert.

    Das Plakat richtet sich gegen diese Art der Verdächtigung, die unser werter Herr Schäuble vorrantreibt.

    Mfg Verdächtiger0815


  4. Hallo verdächtiger0815,

    da wird von den Grünen in dem Innenminister Schäuble ein Popanz aufgebaut. Wir sind nicht auf dem Weg in den Überwachungsstaat. Ich halte das für groben Unfug, dem Innenminister Schäuble so etwas zu unterstellen. Nur wer ein fundamentales Misstrauen gegen unseren Staat hegt, kann von einer „immer stärkeren Überwachung der Bürger“ reden.

    Die von Innenminister Schäuble befürworteten Maßnahmen sollen einzig und allein in bestimmten, gerichtsfest nachweisbaren Einzelfällen die Erhärtung oder Widerlegung von Verdachtsmomenten ermöglichen. Das ist es auch schon. Tiefer hängen, die ganze Aufregung ist künstlich.

    Ich wollte an diesem einen – zufällig gewählten – Beispiel nachweisen, dass diejenigen, die immer am vernehmlichsten gegen Überwachung und Kontrolle reden, genau diese Überwachung und Kontrolle praktizieren, sobald sie an der Regierungsverantwortung sind.

    Die Absicht des Plakates, nämlich den klugen Herrn Schäuble zu einem lächerlichen Popanz aufzubauen, habe ich absichtlich – missverstanden. Darin liegen Sie richtig. Denn es belustigt mich doch zu sehen, wie ausgerechnet die Partei, die hier in unserem Heimatstädtchen Friedrichshain-Kreuzberg über Jahrzehnte das fröhlich-gleichgültige Multikulti-Nebeneinander gepredigt hat, jetzt fassungslos vor der Tatsache steht, dass die eigene Klientel in Scharen davonläuft. Die katholischen und evangelischen Kitas und Privatschulen in Friedrichshain-Kreuzberg und den Nachbarbezirken sind überfüllt, können sich vor Anmeldungen kaum retten! Wir Kreuzberger Bürger haben es leider all die Jahrzehnte hinweg in vielen Gegenden versäumt, ein echtes Miteinander der immer stärker getrennten Volksgruppen – die Mehrheit der Türken, der Araber, die Minderheit der Deutschen, der Russen – zu schaffen.

    Vor allem deswegen, weil eine tiefe Verunsicherung über die wichtigen Werte herrscht: Freiheit, Recht, Verantwortung. Und weil sich die meisten zu schade sind, dafür einzutreten. Unser Innenminister Schäuble ist jemand, der – im Gegensatz zu dem Privatschulenfan Ströbele – jederzeit genau das erkennen lässt: einen klaren Begriff von Freiheit und Verantwortung. Ströbele bedient Stimmungen.

    Jetzt haben wir den Salat. Ein krauses Durcheinander. Fast hoffnungslos.

    Der Mandarin des Charlottenburger Bürgertums, Villenbewohner Hans-Christian Ströbele, der einerseits offen zu seiner überzeugten Unterstützung der RAF-Verbrecher steht, rät nun andererseits dazu, eine evangelische Privatschule einzurichten.

    Alle, alle sind sie eingeknickt vor den Eltern und ihrer „Nur-das-Beste-für-MEIN-Kind“-Propaganda.

    Deutlicher kann man der Separierung der ethnischen Parallelgesellschaften nicht das Wort reden.

    Beste Grüße, Johannes Hampel

  5. Lupo said,

    Jetzt melde ich mich nochmals zum Thema. Ströbele spricht sich ja unter der Überschrift „Du bist verdächtig“ immer massiv gegen Videoüberwachung aus. Ich habe gerade erfahren, dass Ströble, als ihm letztens sein Fahrrad vor dem Reichstag gestohlen wurde, nicht eiligeres zu tun hatte, also sofort massiv Einsicht in die Bänder der VIDEOÜBERWACHUNG einsehen zu wollen. Heuchelei und Phasrisäertum wo man hinschaut!

    Mir wurde gestern in einem Schnellrestaurant eine Tasche mit persönlichen Gegenständen gestohlen. Der Vorgang wurde durch die Videoüberwachung aufgezeichnet. Das erhöht die Chancen massiv, dass ich die Tasche mit dem für mich sehr wichtigen Inhalt wiederbekomme! Videoüberwachung ist also nichts schlechtes. Ströbele sieht das ja offensichtlich auch so. Dann wären wir wenigsten in diesem Punkt einer Meinung. Nur sollte er auch dazu stehen, wie zu so vielem anderen und nicht aus wahltaktischen und Imagegründe heucheln und Halbwahrheiten verbreiten.

  6. Lupo said,

    Jetzt melde ich mich nochmals zum Thema. Ströbele spricht sich ja unter der Überschrift „Du bist verdächtig“ immer massiv gegen Videoüberwachung aus. Ich habe gerade erfahren, dass Ströble, als ihm letztens sein Fahrrad vor dem Reichstag gestohlen wurde, nicht eiligeres zu tun hatte, also sofort massiv Einsicht in die Bänder der VIDEOÜBERWACHUNG nehmen zu wollen. Heuchelei und Phasrisäertum wo man hinschaut!

    Mir wurde gestern in einem Schnellrestaurant eine Tasche mit persönlichen Gegenständen gestohlen. Der Vorgang wurde durch die Videoüberwachung aufgezeichnet. Das erhöht die Chancen massiv, dass ich die Tasche mit dem für mich sehr wichtigen Inhalt wiederbekomme! Videoüberwachung ist also nichts schlechtes. Ströbele sieht das ja offensichtlich auch so. Dann wären wir wenigsten in diesem Punkt einer Meinung. Nur sollte er auch dazu stehen, wie zu so vielem anderen und nicht aus wahltaktischen und Imagegründe heucheln und Halbwahrheiten verbreiten.

  7. Volker Lee said,

    Frau Lengsfeld, überlegen Sie bitte mal genau, warum gerade Schäuble aus Ihrer Partei mit seiner Stasi 2.0-Schäublone gegen den Überwachungsstaat ins Feld geführt wird. Und dann suchen Sie mal die Bösen in den eigenen Reihen.

  8. Volker Lee said,

    Nebenbei: Die verfehlte Integrationspolitk Deutschlands haben wohl alle Regierungsparteien der letzten jahrzehnte zu verantworten. Personen mit Migrationshintergrund werden in Deutschland bereits auf dem Mietwohnungsmarkt diskrimiert und sind dort die Restnutzer, die für alte Wohnungen durchschnittlich mehr Mieter zahlen als Deutsche, die dort womöglich gar nicht mehr einziehen würden. Wie steht es damit bei Ihnen im Wahlbezirk? Werden die Migranten da auch so diskret mit vorgehaltener Hand diskriminiert?

    Und die Benachteiligung der Migranten zieht sich weiterhin von den Schulen bis auf den Arbeitsmarkt fort. In den Schulen nicht zur sprachlichen Integration befähigt, scheitert später auch die Arbeitsmarktbiographie vieler Personen mit Migrationshintergrund und damit die strukturelle Integration.

    Die Deutschen leisten sich aber auch kein bisschen interkulturelle Kompetenz. Metin Kaplan, der selbsternannte Chef des Kalifatsstaats von Frankfurt war über mehr als 5 Jahre mit einem religiösen Fernsehprogramm auf Sendung, wo dem geneigten Zuschauer genau erläutert wurde, warum und wie genau man denn nun sündige Ehefrauen steinigen sollte. Bis heute gibt es in Deutschland keinen Lehrstuhl für Integration von Migranten oder Koranwissenschaften. Denn den aufrechten Gang und Gespräche auf Augenhöhe kann man den Migranten als Gastgeber auch so verwehren.

    Wenn Staat und Länder die Integrationspolitik derart an die Wand gefahren haben, kann ich es manchen Eltern nicht verübeln, wenn sie ihr Kind nicht in Schulen in sozial stark segregierten Quartieren mit hohem Ausländeranteil schicken möchten. Denn die Minderleistungen der sprachlich nicht integrierten Migranten färben auf die ganze Klasse ab.

    Am Ende wird es auch der Staat merken, wenn bei der Überalterung der Gesellschaft und dem dramatischen Geburtenmangel das Potenzial der Migranten mit ihren größeren und jüngeren Haushalten als dringend benötigtes Humankapital ungenutzt bleibt. Momentan leisten wir uns aber noch eine gesellschaftliche Entwicklung, bei der sich Stadtteile entwickeln, wo der Einzelne schon durch seine Meldeanschrift oder seinen schulischen Werdegang bei potenziellen Arbeitsgebern chancenlos bleibt. Stadtteile, wo keine besonders ausgestatteten Schulen und keine Vorbilder mit Erfolg am Arbeitsmarkt den Jugendlichen eine Perspektive vermitteln können. Solche Stadtteile, wo der Einzelne keine Chancen auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben hat, sind unsolidarisch im höchsten Maße.

    Frau Lengsfeld, was ist ihr Konzept an dieser Stelle?


  9. Herr Lee, wir haben fabelhafte, besonders gut ausgestattete Schulen in Kreuzberg, mit kleinen Klassen, wunderbar hellen Klassenräumen, tollen Lehrerinnen und Lehrern. Es wird mehr Geld in die sozialen Brennpunkte gesteckt als in die anderen Schulen. Ich sage es in aller Deutlichkeit: Die Verhältnisse sind sehr gut! Sie sind besser, als sie es je waren in der Türkei, im Libanon, in Ex-Jugoslawien.

    Das Hauptproblem sind die Familien und die Eltern. Wenn die Migrantenkinder den Aufstieg durch Bildung nicht schaffen, ist es die Schuld der Eltern und der Kinder selbst. Es ist nicht die Schuld der Verhältnisse, nicht die Schuld der Politik, sondern Schuld einer falschen Grundhaltung, in der wir als Mehrheitsgesellschaft die Migranten noch bestärkt haben.

    Verfehlte Integrationspolitik? Ja, die haben alle maßgeblichen Parteien und Verbände – auch die Migrantenverbände – zu verantworten. Hauptfehler war, dass man keine Forderungen an die „Migranten“ stellte, sondern sie zum Objekt der Fürsorge degradierte. Erst durch die jetzige Bundesregierung (Schäuble vor allem) kam eine zaghafte Wendung zum Besseren in Gang.

    Die Diskriminierung der Menschen aus anderen Ländern auf dem Wohnungsmarkt ist eine unbewiesene Behauptung. Richtig ist, dass Familien aus der Türkei und Libanon prozentual mehr Geld für Autos und Konsumgüter ausgeben als für Wohnraum. Das heißt, mehr Menschen teilen sich denselben Wohnraum.

    Allerdings lebe ich hier in Kreuzberg in einem mehrheitlich türkisch-arabisch dominierten Schulumfeld. In die Klasse meines Sohnes geht kein einziges Kind aus einer Herkunftsfamilie mit zwei deutschen Eltern mehr. Und ich muss Ihnen in aller Deutlichkeit sagen: Die von Ihnen und von zahlreichen „professionellen Migranten“ behaupteten Barrieren gibt es nicht! Die Barrieren legen sich die „Migranten“ selbst in den Weg. Sie tun viel zu wenig für die eigene Bildung, für die Bildung der Kinder, für die Teilhabe an der Gesellschaft! Die jungen Männer stecken ihr Geld nicht in Ausbildung oder deutsche Sprachkurse, sondern in tiefergelegte BMWs oder allerlei zwielichtige Aktivitäten.

    Sie, die „Migranten“ werden gut versorgt, sind perfekt ins deutsche Sozialsystem und in die familiären Netzwerke des Herkunftslandes integriert, sie sehen meist keinen Anlass, an ihrer Situation zu arbeiten. Warum sollten sie? Es geht ihnen hier in Deutschland finanziell und materiell weit besser als in den Herkunftsländern. Für sie wird gesorgt, die Migrantenverbände bestärken sie im irrigen Gefühl, benachteiligt zu sein.

    Und zu all dem schlagen wir Deutsche uns noch an die Brust und klagen uns an ob „unserer verfehlten Integrationspolitik“.

    Und die Linke fordert noch mal ne Schippe drauf. Erhöhung von Hartz IV – dann Abschaffung und Ersetzung durch ein bedingungsloses Grundeinkommen. Kommet herbei – ihr jungen Mädchen aus Anatolien!

    Ich meine, gestützt auf meine jahrzehntelange Erfahrung vor Ort hier in Kreuzberg: Die Integration müssen die ach so armen „Migranten“ jetzt selbst erbringen, wie die Einwanderer in die USA und Kanada auch. Ihnen legt in Deutschland niemand Hindernisse in den Weg. Sie haben alle Chancen zum Aufstieg, die sollten sie jetzt auch nutzen. Die Vietnamesen machen es vor.

    Aber ich gebe Ihnen recht: Dieses Potenzial an jungen Menschen brauchen wir. Jedes Kind sollte seinen Weg zu einem selbstbestimmten, mündigen Leben führen. Dazu gilt es, die Barrieren des Vorurteils niederzureißen. Sie sind alle frei, diese Menschen. Wir müssen es ihnen sagen. Laut, vernehmlich und unmissverständlich: „Es ist dein Leben. Mach daraus, was du willst“. So formulierte es ein ägyptischer Imam, der Vater des Autors Hamed Abdel-Samad. Diese Haltung des ägyptischen Imams ist vorbildlich – aber sie werden hier in Kreuzberg kaum jemanden finden, der so denkt wie der muslimische Imam.

    Besuchen Sie uns in Kreuzberg, sprechen Sie mit den türkischen und arabischen Müttern und Vätern und mit den Kindern! Johannes Hampel

  10. Volker Lee said,

    Herr Hampel, ich halte ihre Forderungen nach mehr Druck auf die Migranten, um diese zu ihrem Glück zu zwingen, nicht dafür geeignet, eben diesen Personen mit Migrationshintergrund eine Integration in Deutschland schmackhaft zu machen. Hier wären eher eine erleichterte Einbürgerung und eine liberalere Vergabe von doppelten Staatsbürgerschaften geeignete Lockmittel. Auch braucht es den Mut zur ethnischen Kolonie bei der Stadtplanung. Migranten können hier abseits von bösen Vorurteilen wie „sozialer Segregation“ und dem „Ghetto“ ein Stück Heimat vor der Haustür finden und sich nach und nach in die neue Heimat vorantasten.

    Und im Vergleich zu ehemaligen Bürgerkriegsgebieten oder dem Libanon stehen Ihre Schulen in Keuzberg natürlich gut da. Aber es ist doch die Frage, ob die von Ihnen als Vergleich genannten Schulen im Ausland unser Maßstab sein können.

    Unser Maßstab wären eher Schulen, welche selbst Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund derart qualifizieren, dass sie am globalen Markt später so viel besser einsetzbar wären, wie sie aufgrund der Lohnkosten in Deutschland teurer wären. Ein derart leistungsfähiges Schulsystem wäre die nachhaltigste Investition in die Zukunft Deutschlands.Das fodert die OECD seit Jahren. In Deutschland hat die Politik das aber noch nicht erkannt.

    Und auch Sie verweigern sich da der Erkenntnis. Wenn alles so fabelhaft ist, wie Sie es sagen….warum versuchen dann deutsche Eltern ihre Kinder auf andere Schulen zu schicken?


    • Herr Lee, ich stimme Ihnen zu: Die Einbürgerung ist ein wichtiges Mittel, um hier „anzukommen“. Einbürgerung bedeutet Übernahme alle Pflichten und Rechte eines Staatsbürgers: Schulpflicht, Steuerpflicht, Wehrpflicht. Wir haben bereits eine recht niedrige Schwelle für die Einbürgerung gelegt: paar Jährchen legal in Deutschland gelebt, leichter Fragenkatalog, das ist es auch schon im wesentlichen. Doppelte Staatsbürgerschaften? Sehe ich skeptisch bei Bürgern aus autoritären Staaten wie Türkei oder Ägypten etwa, die ihre Staatsbürger hier in Deutschland mitunter bewusst in einen Gegensatz zur Ordnung des Grundgesetzes hineinsteuern. Wir brauchen die Loyalität zu dieser Gesellschaftsordnung.

      „Ethnische Kolonien?“ Die haben wir bereits in einigen Teilen Berlins. Dort geben die Clans, die ethnischen Gruppen den Ton an, die frühere Wohnbevölkerung ist verschwunden.

      Ich bin entschieden gegen geschlossene Siedlungsgebiete der verschiedenen Volksgruppen, insbesondere der Türken und der Araber, wie sie sich in Kreuzberg, Wedding und Neukölln entwickelt haben. Ich bin für das „gemischte Wohnen“ in hochverdichteten städtischen Räumen: Türkisch und Deutsch, Wenigerreich und Steinreich, Jung und Alt, arbeitendes Bürgertum und Mehrgenerationen-Hartz-IV-Sozialadel.

      Unser Schulsystem ist eigentlich sehr leistungsfähig. Das Schulsystem krankt an der falschen Grundhaltung der Eltern und vieler Kinder, die erwarten, die Schule sollte sie „mitziehen“, ohne dass sie selber etwas tun müssten.

      Mangelnder Fleiß, mangelnder Arbeitswille, mangelnde Kenntnis der Landessprache Deutsch, mangelnde Grundfertigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen, ein gigantisch übersteigertes Selbstbewusstsein bei den verhätschelten Jungmännern, gepaart mit dem allseits genährten Bewusstsein, man gehöre zu einer benachteiligten Minderheit – das sind die wirklichen Hemmschuhe der Integration. Das muss ich so hart sagen. Sonst sagt es ja niemand. Man doktert am Schulsystem herum, ja man schneidet das derzeitige Berliner Schulsystem gerade umfassend auf die Bedürfnisse dieser zahlenmäßig dominanten Zielgruppe um, etwa indem man jetzt neuerdings grundsätzlich zwei Lehrkräfte in jede Klasse steckt – aber kaum jemand verlangt klar und konsequent einen verstärkten Einsatz für das eigene Glück. „Setzt euch hin, lernt, studiert, arbeitet!“ Wer sagt so etwas? Fast niemand – außer Barack Obama und seiner bezaubernden Frau Michelle. „Ich war immer eine Streberin!“, bekannte sie im Gespräch mit schwarzen Jugendlichen. Und sie forderte sie alle auf, es ihr gleichzutun.

      Warum schicken die deutschen Eltern ihre Kinder woanders hin? Hierauf meine klare Antwort: Die deutschen Eltern (mich selbst ausgenommen) tun alles, damit ihre Kinder nicht mit vielen türkischen und arabischen Kindern zusammen lernen. Es kommt ihnen nur darauf an! Und weil eben nur die privaten und die kirchlichen und die wenigen besonderen staatlichen Schulen diese Gewissheit bieten, dass nur eine Minderheit der Schüler aus türkischen oder arabischen Familien kommt, wählen die deutschen Eltern diese Schulen: die staatlichen Schulen „mit besonderer Prägung“, die privaten Schulen und die kirchlichen Schulen. Die bildungsbewussten Eltern vermeiden nicht die staatlichen Schulen allgemein, sondern einen bestimmten Sozialtyp: den des bildungs- und integrationsunwilligen migrantischen Jungmannes.

      Wir haben hier in Kreuzberg bei den jungen Türken und Arabern der dritten und vierten Generation nunmehr eine klar ausgeprägte, sich Jahr um Jahr verstärkende Sonderidentität, die sich schon rein äußerlich bemerkbar macht, etwa in einem besonderen Haarschnitt, besonderen Habitus, besonderer Kleidung, besonderer Sprache, besonderer Haltung gegenüber Frauen. Das ist so, das wird wohl auch über Jahrzehnte und Jahrhunderte hin so bleiben.

      Hans-Christian Ströbele (Grüne), Bürgermeister Franz Schulz (Grüne), Bürgermeister Wowereit (SPD) und viele viele andere kennen, unterstützen und hätscheln diese Grundhaltung:

      „Getrenntes Lernen – von Anfang an!“

      So ist es nun mal. Nur auszusprechen wagt es niemand außer ein paar Hanseln von der ach so klitzekleinen Splitterpartei CDU. Wie der Unterfertigte.

      Ich bin grundsätzlich für die staatliche Regel-Grundschule für alle! Mit behördlich festgelegten Schuleinzugsbereichen. Die Grundschule, die möglichst von allen Kindern eines Wohngebietes besucht werden soll, ohne Wenn und Aber, ohne Ausflüchte und ohne Täuschung der Behörden. Die Schuleinzugsbereiche sollten so zugeschnitten werden, dass eine möglichst große Mischung der Volksgruppen (Türken, Araber, Russen, Deutsche, sonstige Volksgruppen) erzielt wird. Es sollten keine Moslem-Grundschulen, Deutschen-Grundschulen, Russen-Grundschulen entstehen, wie wir sie jetzt haben.

      Genau diese Mischung versucht mit geringem Erfolg unsere Bildungsstadträtin Monika Herrmann zu erzielen, die ich darin ausdrücklich unterstütze. Sie hat hervorragende staatliche Grundschulen zu verwalten. Der Erfolg ist gering, weil die Eltern nicht mitmachen, sondern sich der staatlichen Einheitsschule entziehen.

      Ich bin – im Gegensatz zu den genannten Grünen Ströbele und Schulz und dem Bürgermeister Wowereit (SPD) – für die mindestens vierjährige Grundschule als staatliche Einheitsschule. In genau der Funktion, die man früher dem Militär zuschrieb. Man nannte das Militär unter Bismarck die „Schule der Nation“, in der sich alle sozialen und landsmannschaftlichen Unterschiede vertragen und ausgleichen müssten.

      So meine ich: Wir brauchen die Grundschule als „Schule der Nation“.

  11. Volker Lee said,

    Und noch etwas, Herr Hampel: Ihr Zitat „Es ist dein Leben. Mach daraus, was du willst“ klingt in den Ohren eines Migranten, der ohne Perspektive in der Zielgesellschaft umherirrt, wie der bekannte zynische Satz, dem zufolge arme Menschen, die kein Brot haben, gefälligst Kuchen essen sollen…..


  12. Ich halte dennoch die Lehre des ägyptischen Imams für richtungweisend. Aber Sie haben recht, Herr Lee: Sehr viele türkische und arabische (und deutsche) Jugendliche irren ziellos in dieser Gesellschaft umher. Sie haben kein Leitbild, sie sind im Grunde völlig sich selbst überlassen. Die materiellen Grudnbedürfnisse sind komplett abgesichert, denn es gibt „Brot“ UND „Kuchen“ satt, es gibt Handys und Satellitenfernsehen im Überfluss. Es gibt keine echte materielle Armut in Deutschland.

    Aber es fehlt eine lebbare Orientierung. Es fehlt an Werten. Es fehlt in der muslimischen Kultur allgemein an einem klaren Begriff von Freiheit.

    Die mittlerweile verfestigten muslimischen Subkulturen in Deutschland kennen keinen entfalteten Freiheitsbegriff, wie er etwa an der Wurzel des Grundgesetzes steht.

    Die Lehre des ägyptischen Imams „Es ist dein Leben! Mach daraus was du willst!“ ermahnt uns alle, daran zu arbeiten.


Hinterlasse einen Kommentar