Heute vor zwanzig Jahren: erste Montagsdemonstration in Leipzig
In Leipzig findet ein weiteres Montagsgebet statt. Es liegt äußerste Spannung in der Luft. Der immer noch kranke Parteichef Honecker hatte seinen treuesten Gefolgsmann Günter Mittag zu seinem Vertreter bestimmt. Mittag ließ auf der Sitzung des Politbüros am 19. September Maßnahmen zur Eindämmung der Oppositionsbewegung beschließen. Die neuen oppositionellen Bewegungen sollten „im Keim erstickt“ werden, damit sie keine „Massenbasis“ bekämen. Die hatten sie aber schon längst. Die Politbürokraten, die immer noch glaubten, der „Imperialismus“ würde die Bürgerbewegung schüren, waren nicht in der Lage, die wirkliche Situation im Lande zu erkennen, geschweige denn, richtige Maßnahmen zu ergreifen. Was sie befahlen, verstärkte die Spannungen . In Leipzig wurden 1500 zusätzliche Sicherheitsleute bereit gestellt, um eine Demonstration nach dem Montagsgebet zu verhindern. Die Innenstadt ist komplett abgesperrt. Trotzdem strömen Tausende zur Nikolaikirche. Nachdem das Gotteshaus wegen Überfüllung geschlossen werden musste, verharrt eine riesige Menschenmenge vor dem Gebäude. Das Gebet , gestaltet von Pfarrer Christoph Wonneberger hatte gewaltlosen Widerstand zum Thema. Am Schluss seiner Predigt, bei der auch die Namen der in den vorangegangenen Wochen Inhaftierten verlesen wurden, sagte er:“ Deshalb müssen wir, die wir hier versammelt sind, strikt das Prinzip der Gewaltlosigkeit vertreten. Das gilt auch gegenüber Provokateuren, die in unseren Reihen sind.“ Danach stimmten die Gottesdienstteilnehmer das Lied „Wes shall overcome“ an und es begann die erste Massendemonstration der DDR, die von Polizei und Sicherheitskräften unbehelligt blieb. Die Sicherheitskräfte waren von der bloßen Anzahl überrascht. Etwa 6000 Menschen marschierten über den Ring bis zum Hauptbahnhof. Die Polizeiketten umgingen die Menschen einfach. Immer mehr Passanten schlossen sich an. Stasichef Mielke war vollkommen überrascht, als er bei seinen Telefonaten erfuhr, dass ein Eingreifen mit den üblichen Mitteln nicht möglich war. Er bellte sinnlose Befehle in den Hörer. Am Hauptbahnhof löste sich die Demonstration friedlich auf. Im Stasihauptquartier in Berlin verlangte Mielke, dass sich so etwas nicht wiederholen dürfe. Noch in der Nacht begannen die Vorbereitungen für den kommenden Montag.
Genau zwanzig Jahre nach diesem Ereignis, das den Freiheitswillen der DDR-Bürger illustriert, werden die Pläne bekannt, aus dem Verfassungsschutz eine „Sicherheitsbehörde“ zu entwickeln. Ich lasse deshalb diejenigen zu Wort kommen, die in der DDR ihr Engagement mit Gefängnis bezahlt haben:
VEREINIGUNG (AK) 17. JUNI 1953 e.V.
Wir brauchen kein neues Ministerium für Staatssicherheit!
Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet heute (Seite 1) unter dem Titel: „Verfassungsschutz soll zur Polizei werden“ über Pläne
im Bundesinnenministerium, dem Verfassungsschutz polizeiliche Aufgaben zu
übertragen. Die Behörde soll „zahlreiche neue Kompetenzen erhalten und zur
allgemeinen Sicherheitsbehörde ausgebaut werden“, berichtet die SZ.
„Sollten diese Pläne einen realen Hintergrund haben, müssen wir uns
fragen, warum wir eigentlich die DDR abgeschafft haben und auch heute noch das
Ministerium für Staatssicherheit kritisieren“, moniert der Vorsitzende der
Vereinigung 17. Juni diese Pläne.
„Wir brauchen kein neues Ministerium für Staatssicherheit sondern
Abgeordnete und Minister, die der schleichenden Aushöhlung demokratischer Rechte
entschiedenen Widerstand leisten und den Weg in den Überwachungsstaat
konsequent ablehnen“, betont Carl-Wolfgang Holzapfel (65). Niemand käme auf die
Idee, „alle Bürger mit Fußfesseln auszustatten, um damit Verbrechen leichter
aufklären zu können“, heißt es in einer heute verbreiteten Erklärung des
Vereins.
Sollten diese Pläne ernstlich umgesetzt werden, bleibe Demokraten und
Bürgerrechtlern nur der Weg, buchstäblich auf die Barrikaden zu gehen, um eine
schleichende Absatz-Bewegung vom Rechtsstaat in eine neuerliche
dirigistische Staatsform zu verhindern. „Wir beschreiten mit derartigen Plänen den Weg von der Demokratie zur Demokratur. Eine Straße in die schleichende Diktatur
wird es mit den einst Verfolgten des SED-DDR-Unrechtes nicht geben“,
V.i.S.d.P.: Carl-Wolfgang Holzapfel, Vorsitz. Vereinigung (AK) 17. Juni
1953 e.V.
Tel.: 030-30207785 oder 0176-48061953 , http://www.17 juni1953.de –
- 25. September 2009 - 18:44
„Genau zwanzig Jahre nach diesem Ereignis, das den Freiheitswillen der DDR-Bürger illustriert, werden die Pläne bekannt, aus dem Verfassungsschutz eine „Sicherheitsbehörde“ zu entwickeln“
Was vielleicht noch ergänzt werden sollte, diese Pläne stammen von Dr. Wolfgang Schäuble von der CDU!
Sie, liebe Frau Lengsfeld kandidieren für diese Partei!
Wie können Sie das als ehemalige Bürgerrechtlerin unter einen Hut bringen?
- 25. September 2009 - 19:31
Aber genau dies zeigt doch, dass Vera Lengsfeld besonders glaubwürdig ist. In vielen wichtigen Fragen hat sie seit über 20 Jahren bewiesen, dass nach reiflicher Überlegung ihre feste innere Überzeugung wichtiger ist als parteitaktisches Kalkül! Wo – ich frage Sie, padua, ganz direkt – finden Sie sonst noch so etwas? Genau dies ist ein weiterer Grund, am Sonntag Vera Lengsfeld zu wählen. Leider haben wir zu wenige ehrliche, unbeugsame Abgeordnete und Politiker wie Vera Lengsfeld. Die meisten ducken sich weg, wenn’s ans Eingemachte geht. Die meisten huldigen um des eigenen Vorteils willen einem unglaublichen Konformismus.