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Die Stasi erschoß Benno Ohnesorg- die Geschichte der 68er muss neu geschrieben werden

Posted in 1 von waehltvera - 22. Mai 2009

Die Sensation des heutigen Tages ist die Entdeckung zweier Mitarbeiter der Gauck-Behörde, dass der Kriminalbeamte Kurras, der am 2.6.1967 den Studenten Benno Ohnesorg erschoß, bezahlter Agent der Staatssicherheit der DDR und geheimes SED-Mitglied war. Der Mann hatte eigentlich in die DDR gehen und Volkspolizist werden wollen, bekam aber den Parteiauftrag, in Westberlin zu bleiben, als Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi bei der Westberliner Polizei. Spätestens jetzt wird ein Buch fällig, das sich mit den Ereignissen der Geschichte der BRD befasst, auf die von der Staatssicherheit der DDR aktiv Einfluss genommen wurde. Schändung von Jüdischen Friedhöfen, Verleumdungskampagnen gegen westdeutsche Politiker, beeinflusste Bundeskanzlerwahlen, Politikerrücktritte bis hin zu einem Bundeskanzler, das ist eine sehr unvollständige Aufzählung von Stasi-Aktivitäten in der westdeutschen und westberliner Politik. Nun auch der Mord an Ohnesorg, der Auslöser war für gewaltsame Proteste gegen das „repressive Regime“, als das die Studenten-Revoluzzer die Bundesrepublik zu betrachten pflegten. Dieser Mord war der Vorwand für die Gründung der RAF, deren Überreste ironischerweise am Ende in die DDR abtauchten, mit Hilfe der Staatssicherheit , die an ihrer Wiege stand. Erstaunlich war, wie schnell einige Linke eine Sprachregelung bereit hatten, um die Erkenntnis, was diese Entdeckung für die Neubewertung der jüngsten deutschen Geschichte bedeutet, nicht an sich heranzulassen. So gab Oskar Negt, einer der geistigen Väter der 68er- Bewegung, heute in der SZ ein Interview.
Dieses Gespräch mit Negt zeigt, wie versteinert und ideologisiert die Linke ist, die seit Jahrzehnten den Diskurs in Deutschland bestimmt. Was sie früher als richtig empfunden hat, darf heute nicht falsch sein. Tatsachen stören nur. Um Einsichten abzuwehren, ist kein Argument zu absurd. Die Springerpresse und die Stasi hätten jede auf ihre Weise „kritischen Austausch“ verhindert, behauptet Negt allen Ernstes. Als ob die studentischen Revoluzzer an einem „Austausch“ interessiert gewesen wären! Sie wollten Springer beseitigen, nicht mit ihm diskutieren. Die Studentenbewegung, behauptet Negt weiter, hätte sich immer gegen das „Terrorsystem“ DDR ausgesprochen. Dass ich nicht lache ! Außer Dutschke hat sich kaum jemand zur DDR geäußert. Wo waren denn die studentischen Proteste, als in Prag sowjetische Panzer den Versuch, einen Sozialismus mit menschlichem Gesicht zu errichten, brutal beendeten? Statt dessen hat man Bilder des Massenmörders Mao hochgehalten und dem Massenmörder Pol Pot Ergebenheitsadressen geschickt.
Herr Negt will bis heute nicht begreifen, was der Unterschied zwischen einem Rechtsstaat und einer Diktatur ist, Deshalb spricht er unterschiedslos von „autoritären Systemen“, die auf „kritische Öffentlichkeiten“ mit Gewalt reagieren. Die Gewalt, wie sich jetzt herausstellt, ging von einem Agenten eines totalitären Systems aus, das so den Vorwand schuf für die radikale Linke, die Demokratie in der BRD mit Bomben und Gewehren zu bekämpfen. Dass die 68er-Bewegung die BRD toleranter und demokratischer gemacht hat, ist die Lebenslüge der Linken. Tatsache ist, dass der Rechtsstaat sich als stark genug erwies, sich nicht in den Totalitarismus zurückbomben zu lassen. Totalitarismus gibt es immer noch, in Form von Ausgrenzung, Diskursverweigerung und Kampagnen gegen Andersdenkende. Das ist das Erbe, das die 68er uns hinterlassen haben. Die Negts sind heute so verknöchert wie einst die Politbürokraten. Sie werden sich auf die Dauer der Neuinterpretation der Geschichte nicht widersetzten können.

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  1. Hallo Frau Lengsfeld, ich stimme Ihnen zu. Bin übrigens in Bayern aufgewachsen, war in meiner Jugend wie fast alle braven, gutgläubigen Bürgerkinder zunächst der Meinung, die Warnungen unserer „Väter“ vor der linken Intoleranz, vor der kommunistischen Unterwanderung seien grotesk übertrieben. Ich musste sehr bald umdenken: sie waren es nicht. So wie Kurras gab es sicher Tausende von Stasi-Agenten in der Bundesrepublik und West-Berlin, die aktiv, konspirativ und gewaltsam an der Zerstörung der Bundesrepublik arbeiteten; zwei davon lernte ich übrigens in den 80er Jahren in Westdeutschland bzw. West-Berlin persönlich kennen. Die jetzt aufgefundenen Aussagen von und über Karl-Heinz Kurras halte ich für zutreffend; aber das alles reicht bei weitem nicht aus, die Forschungen werden noch sehr viel tiefer gehen müssen. Da wird kaum ein Stein auf dem anderen bleiben. Stefan Aust, wahrscheinlich einer der besten Kenner der 68er-Bewegung, ist wie Sie der Meinung, dass jetzt die Geschichte dieser angeblich so verdienstvollen Muntermacherbewegung von Grund auf umgeschrieben werden muss. Ein lesenswertes Interview mit Aust erschien soeben in der Online-Morgenpost!


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